Zunächst eine kleine Einführung in die Botanik und Geschichte der Erdbeere.
Die Erdbeerpflanze gehört botanisch zur Familie der Rosengewächse und ist somit verwandt mit Rosen, Apfel, Himbeere, Kirsche, Mandel usw. Es gibt etwa zwanzig verschiedene Wildformen der Erdbeerpflanze, die weltweit verbreitet sind. Erdbeeren wurden bereits in der Steinzeit gesammelt und auch römische Geschichtsschreiber berichten von der Köstlichkeit der Erdbeere. In Europa ist die Wildform Fragaria vesca verbreitet, was „essbarer Duft“ bedeutet. Leider sind die Früchte dieser Wildform nur sehr klein und weich. Durch Handelsreisende gelangten im 17. Jahrhundert die Wildformen Fragaria chiloensis aus Südamerika und Fragaria virginiana aus Nordamerika nach Europa. Um 1750 schlug die Geburtsstunde unserer heutigen Erdbeeren. Durch eine zufällige Kreuzung dieser beiden Wildformen entstand der Ursprung aller heutigen Erdbeersorten, die man auf Grund ihres Aussehens und Duftes auf den Namen Ananas-Erdbeere (Fragaria ananassa) taufte. Alle neuen Züchtungen (Sorten), die im Laufe der Jahrhunderte durchgeführt worden sind, beruhen auf diesem Ursprung und verbreiteten sich von Europa aus wieder in alle Welt.
Und nun zu den Sorten in unserem Anbau:
Jede Sorte hat ihren eigenen Charakter und wir respektieren das im Anbau. Wir belassen den Sorten ihre Eigenheiten und lassen sie so wachsen, wie es ihrer Natur entspricht. Mit viel Erfahrung wissen wir, welche Sorte sich auf dem jeweiligen Feld am wohlsten fühlt. Durch geschickte Kombination der Erntezeitpunkte im Anbau erreichen wir eine Ernteperiode, die von Mai bis Oktober reicht. Traditionell halten wir lange an bewährten Sorten fest. Neue Züchtungen werden erst in einem längeren Probeanbau in unserem Versuchsgarten getestet. Nur wenn diese neuen Sorten unseren hohen Ansprüchen gerecht werden können, nehmen wir sie in den Anbau auf.
In unserem Erdbeeranbau gibt es drei verschiedene Anbaumethoden
1. Die sommertragenden Sorten
Dies sind die am weitesten verbreiteten Sorten. Sie entwickeln ab Mitte September unter dem Einfluss der kürzeren Tageslängen und der zurückgehenden Temperaturen die Blütenanlagen für die nächste Ernte. Im darauffolgenden Frühjahr treiben die Pflanzen dann aus, entwickeln die Blütenanlagen zu ihrer vollständigen Größe und bringen nach der Phase der Fruchtausbildung die erntereifen Früchte hervor. Durch die Abdeckung der Felder mit einer Spezialfolie zur Temperaturerhöhung oder durch eine dicke Strohauflage zur Temperaturabsenkung der Bodentemperaturen wird der natürliche Erntezeitraum solcher Sorten verlängert. Der Erntezeitraum erstreckt sich von Mitte Mai bis Anfang Juli. In diesem Segment ist bei uns bereits seit Jahren die Sorte „Elsanta“ Standard und hat sich außerordentlich bewährt. Durch ihre positiven Fruchteigenschaften hebt sie sich immer noch von vielen Neuzüchtungen ab. Ebenso haben wir seit zwei Jahren die Sorte „Elianny“ im Anbau. Diese Neuzüchtung stammt aus dem etwas raueren Klima in England, wodurch sich ihre besondere Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten erklärt. Im Ertrag nicht ganz so stark bringt sie jedoch sehr schön geformte Früchte mit einem ganz besonderen Aroma hervor, was sie für unsere Kunden zu einer sehr wertvollen Sorte macht.
2. Terminkulturen mit gekühlten Pflanzen
Hierbei handelt es sich um Pflanzen von sommertragenden Sorten, die im Dezember, wenn die Phase der Blütenbildung abgeschlossen ist, gerodet und bei – 1,5°C im Kühlhaus gelagert werden. So wird auf einfache Art die natürliche Winterruhe der Pflanzen verlängert. Ausgepflanzt werden diese Pflanzen dann von Ende April bis Ende Mai, nach 6 bis 8 Wochen Wachstumszeit setzt die Ernte ein. Der Erntezeitraum lässt sich so steuern und liegt von Ende Juni bis Ende Juli. Nach der ersten Ernte werden die Pflanzen meistens noch für ein weiteres Jahr genutzt. Die Hauptsorten sind auch bei diesem Anbaukonzept „Elsanta“ und „Elianny“.
3. Remontierende Sorten
Diese Sorten sind auch unter dem Begriff „immertragend“ bekannt. Sie bilden nach einer langsameren Jugendentwicklung im Frühjahr, unabhängig von der Tageslänge und den Tagestemperaturen, immer wieder neue Blüten, weshalb sie auch als „Tagneutral“ bezeichnet werden. Die ersten Blüten dieser Pflanzen werden von Hand entfernt, damit sich zuerst eine kräftige Pflanze mit ausreichender Wurzel- und Blattmasse entwickeln kann. Erst ab Mitte-Ende Juni belassen wir die Blüten dann in den Pflanzen und ermöglichen so eine Ernte ab Ende Juli, die sich bis zu den ersten Frösten, meist Ende Oktober, hinzieht. Das regelmäßige Putzen der Pflanzen durch Entfernen von abgetragenen Blütenstielen, Ranken und alten Blättern ist sehr arbeitsintensiv, wird aber durch ein gesünderes Pflanzenwachstum und bessere Fruchtqualitäten belohnt. Solche Sorten eigenen sich nur für den einjährigen Anbau und werden von uns deshalb jährlich neu angepflanzt. Zur Zeit kommen die Sorten „Evie“ aus England, „Florin“ aus Holland, „Charlotte“ aus Frankreich, „San Andreas“ und „Portola“ aus Spanien bei uns zum Einsatz. So unterschiedlich diese Sorten in ihren Eigenschaften und Ansprüchen auch sind, eines haben sie gemeinsam – ihre ausgezeichneten Fruchtqualitäten.